21. Januar Maceió
Nun ist es soweit, wir liegen bereits wach im Bett und warten bis der Wecker endlich klingelt. Kurz mit Eiern und Brötchen gestärkt packen wir unter strömendem Regen die schweren Rucksäcke in ihren Regenhüllen hinten in den Susuki 4x4 von Fabrizio und machen uns auf zum Strand. Dort erwartet uns schon Rossel am Windsurfclub Sa Barra II, wo wir unsere über Nacht vollgeregneten, gefühlt tonnenschweren Boardbags aufs Dach des Susukis hieven. Alles ordentlich vertüdelt à la Röhrich, düsen wir über den Strand nach Camocim. Fabrizio kommen schon hier erste Zweifel an der Machbarkeit der Tour. Die geplante Route am Strand von Maceió nach Jericoacoara entlang ist nur bei Ebbe befahrbar. Der Sand wurde nun aber durch den Regen in der Nacht stark aufgeweicht. Das könnte ein spannender Trip werden…
In Camocim nehmen wir vorerst eine kleine, aber durchaus vertrauenswürdige „Fähre“ (Floß mit Motor) über die schmale Meeresbucht zum anderen Ufer. Dort versperren uns bereits kurze Zeit später die ersten Canyons und Regen-Flüsse den Weg. Wir müssen also ganz bis zum Meer runter, um diese im flachen Wasser zu passieren. Unser offroad-erprobter Fahrer Fabrizio muss minütlich aussteigen, um den Sand auf seine Festigkeit und die „Pfützen“ auf ihre Tiefe zu testen. Es folgen einige aufregende Momente, in denen der robuste Susuki Sidekick laut keuchend und schnaubend doch fast an seine Grenzen stößt.
Über höchst fragwürdige, ausgewaschene Sandpfade und versumpfte Ebenen erreichen wir nach dem Mangroven-Wald endlich die zweite Fährpassage. Diesmal sind die sehr kleinen, maroden Flöße leider nicht mehr als vertrauenswürdig zu bezeichnen. Man kennt sie normalerweise nur aus Youtube-Videos, wie sie samt Touri-Allrad-Pickups gnadenlos untergehen. Die „Rampe“ besteht aus zwei „Donnerbalken“, die sich beim Befahren beängstigend durchbiegen. Damit die „Fähre“ beim rauffahren nicht wegdrückt wird, müssen zwei Gehilfen von Land mit aller Kraft dagegen ziehen.
Wir vergewissern uns sicherheitshalber nochmal bei Fabrizio, ob das wirklich sicher ist. Er tröstet uns damit, dass der Fluss nicht sehr Tief ist und fast keine Strömung hat. Zur Not können wir die restlichen 100 Meter also schwimmen, ha-ha-ha… . Fabrizio setzt den Suzuki also gekonnt und mit Schwung über die Bretter auf das Floß – wir klettern zu Fuß hinterher. Das Floß wird mit Hilfe von langen „Zahnstochern“ gewendet und vom kleinen, nachkriegszeitlichen Außenborder ans andere Ufer geblubbert. Wir gehen nicht unter. [7. Puh!]
Nach dieser Überfahrt ist der holprige Restweg über die BMX-Bahn ähnlich ausgefahrenen Dünen nach Jeri nur noch ein Kinderspiel. Bei strömendem Regen erreichen wir nach ca. 2-stündiger Anfahrt um einige Erfahrungen reicher unser Ziel und beziehen gleich unser kleines, aber feines neues Heim. Fabrizio fährt uns mit unserem Surf-Equipment noch bis zur Strandpromenade, weiter geht’s mit dem Auto leider nicht. Von hier aus heißt es die 2 Tonnen Surfgepäck ca. 200m durch den Sand bis zur Surfstation schleppen. [4. Ach nö!]
Erschöpft, durchnässt und von oben bis unten sandig, aber glücklich erreichen wir also endlich die Bob Windschool von unserem Torbole-Spezl Moabio, wo wir gebührend mit einem Caipirinha empfangen werden. Bem-vindo ao Jericoacoara!
In den nächsten Tagen wird das Wetter glücklicherweise wieder etwas freundlicher, nur der Wind lässt sich leider noch nicht blicken. Das auf-den-Wind-Warten überbrücken wir allerdings absolut problemlos auf vielfältige Weise, denn hier laufen die wohl schönsten Wellen N-O-Brasiliens. Der Wind bläst während dieser Tage side-off-shore, sodass sich die Wellen um die Landspitze drehen und dann die gesamte lang gezogene Bucht vor Jeri clean entlanglaufen. Vor allem bei High-Tide ein Traum für SUPer und Wellenreit-Aufsteiger, die sich zur besten Zeit dann in Massen um die besten – teils über 1,5 Meter hohen – Wellen schlagen. Wir natürlich mitten drin statt nur dabei. Darüber hinaus bieten die Touri-Veranstalter einen breiten Pool an Aktivitäten an: man kann geführte Quad-Touren machen, sich mit dem Buggy zu den nahe gelegenen Lagunen, dem Mangroven-Wald oder den Dünen fahren lassen, sich Pferde mit oder ohne Guide ausleihen, geführte SUP-Touren durch die Mangroven-Auen machen und vieles mehr. Langweilig wird es uns hier also nicht.
Jeri selbst ist mittlerweile zu einer Touristenhochburg herangewachsen, deren zahlreiche Restaurants, Bars sowie Kleidungs-, Souvenir- und (Fake-)Surf-Geschäfte allerdings mit größter Hingabe sehr schön hergerichtet wurden. So gibt es hier neben den vielen optischen Fehltritten bei den Touris auch sonst viel Amüsantes und Interessantes zu sehen. Allerdings ist natürlich alles viel teurer: die Kokosnuss kostet hier mit 6 Reais gleich gschmeidig mal das Doppelte als in Maceió (1,40 statt 0,70 Euro). Dafür leben wir aber auch um einiges luxuriöser. Billig sind allerdings auch hier die Cocktails an den kleinen Ständen, die allabendlich links und rechts als Allee von der Rua Pricipal bis zum Strand hinunter aufgebaut werden. Verschiedene Früchte, Vodka- und Rumsorten werden zu sehr schmackhaften Getränken geschüttelt und geshaked, bis sich die Balken… oder die Optik biegt. Denn in irgendeiner Pousada ist in Jeri anschließend immer bis tief in die Nacht Party angesagt, wie livejeri.com verrät.
25. Januar – endlich Wind!
Strahlender Sonnenschein weckt uns in der Früh und verspricht endlich gute Thermik-Verstärkung für heute. Die Vorhersage passt, 18 bis 20 Knoten, also nichts wie auf zur Bob Windschool! Pünktlich um 11 Uhr zeigen sich draußen immer mehr Schaumkronen und uns hält nichts mehr auf dem Land. Einziges Problem: der endlos lange Marsch bis zum Wasser. Gute 200 Meter Sand liegen zwischen uns und dem Wasser mit vernünftigem Wind, also unserem Surf-Spaß [5. Ach nö!].
Endlich am Wasser angekommen genießen wir dann aber 2 schöne Surfsessions mit ordentlich Rampen und Wellen, die hier um Einiges größer sind und schneller laufen als in Maceió. Nur der äußerst böige Wind gibt dem Surfspaß hier einen Dämpfer, wenn die Hammer-Welle dank fehlenden Drucks im Segel unter einem durchläuft oder vom Brett fegt.
Surf-Fazit Jericoacoara:
Die Wellen könnten hier zwar einen traumhaften Wave-Beginner-Spot schaffen, nur leider haben wir kaum einen Tag mit gschmeidigem Wind in der Bucht, sodass man das richtig auskosten könnte (insgesamt 4 Surftage von 10 in Jeri).
7 x Puh!
5 x Ach nö!
6 x Merke
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