14. Mai, Denpasar, Bali, 12:30 Uhr Ortszeit
Nach 3 Stunden Schlaf am Airport in Brisbane und ca. 6 Stunden Flug erschlägt uns bereits beim Verlassen des Flugzeuges die schwül warme Hitze Balis. Als wir unsere Boardbags beim Betreten der Gepäckhalle sehen, treibt es uns schon den Schweiß auf die Stirn. Die Schlepperei möge aufs Neue beginnen. So zerren und ziehen wir die gut 125 Kg Gepäck triefend durch die Sicherheits- und Passkontrollen, beäugt von vielen dunklen, staunenden Balinesen-Augen. Als wir langsam in die Nähe des Flughafenausgangs kommen, werden wir sogleich von zig Transport-hungrigen sowie äußerst hartnäckigen Taxifahrern bestürmt und von allen Seiten mit „Transport! Transport!“ beschallt. Leicht überfordert von dieser Aufdringlichkeit versuchen wir uns freizuschaufeln, um uns einen Überblick über Transportmöglichkeiten und –preise zu verschaffen. 10 Minuten später feilschen wir dann doch mit einem der ominösen Taxifahrer um die Kosten für unseren Schwertransport.
Ganz wohl ist uns mit unserer Fahrer-Wahl nicht, doch da wir die Organisation der Anreise im Voraus mal wieder nicht auf die Reihe bekommen haben, bleibt uns nichts anderes übrig und wir überladen den Minivan, bis er aus allen Nähten platzt und Lani nur noch ein Plätzchen auf Tobis Schoß übrig bleibt. 9. Merke: Den Transfer vom Flughafen bei so viel Gepäck immer im Voraus fix organisieren (lustig… das Merke kommt uns so bekannt vor?! Ist ja nicht so, als hätten wir diesen Fehler schon ein paar Mal begangen). Wider allen Erwartungen entpuppt sich unser Fahrer doch noch als angenehmer Zeitgenosse und Sightseeing-Führer auf dem Weg zu unserer Unterkunft in Canggu.
Bereits auf den ersten Straßenmetern wird uns gleich klar, dass sich der anfängliche Gedanke mit Mietwagen uns selbst fahren erledigt hat. Man muss wohl auf Bali geboren sein, um sich in diesem Verkehrschaos zurechtzufinden. Fahrbahnmarkierungen sind offensichtlich nur zur Zierde vorhanden – warum zweispurig fahren, wenn auch 5 Autos nebeneinander passen? – und Straßenschilder sowie Ampeln sind wohl eher Richtlinien, als verbindliche Vorschriften. Schlimmer wie Fliegen ihm Kuhstall sausen links und rechts nur so die Motorroller an uns vorbei, teilweise mit 5-köpfigen Familien an Board des keuchenden Scooters. Auch 30 lebendige Hühner sind am Roller baumelnd für Balinesen offensichtlich kein Thema. Cool finden wir allerdings die meist mit Surfständer bestückten Zweiräder aller Art – sehr sympathisch. Äußerst faszinierend finden wir auch die Fahrsicherheit und Furchtlosigkeit der Einheimischen an viel zu engen Stellen, wo wir schon längst ein Krachen befürchtet hätten.
45 abenteuerliche Minuten später erreichen wir das Daun Canggu, ein kleines, gemütliches, familienbetriebenes Hotel mit 6 Zimmern, die um einen netten Innengarten mit Pool anordnen. Nach überragendem frisch gepresstem Wassermelonen-Begrüßungsdrink fallen wir überglücklich in das riesige Bett des klimatisierten, sauberen Zimmers. Was für eine Wohltat nach 3 Wochen Zigeuner-Dasein. Und sogar eine heiße Regenwald-Dusche im großzügigen Bad nebenan. Juhu! Keine ständige Suche mehr nach Dusche und Schlafplätzen! Nach ausgiebigem Genuss des kleinen Pools schlendern wir die 800 Meter unsere Straße – die Rd. Nelayan – bis zum Strand hinunter, um die Spotbedingungen abzuchecken. Das Flair der kleinen, teils halbfertig errichteten Häuschen erinnert uns einerseits etwas an die brasilianischen Wohnsiedlungen, andererseits zeugen die in jedem noch so kleinen Hintergarten errichteten Familien-Tempelchen von liebevoller Detailarbeit. Zwar ist das Müllverständnis hier ähnlich weit wie in Brasilien (also eher gar nicht), doch der Hinduistische Glaube wird auf dieser Insel noch sehr hoch gehalten und sorgt für einen weitaus respektvolleren Umgang der Menschen mit ihrer Umwelt als wir das in Südamerika erfahren haben.
Am Strand angelangt staunen wir erst mal geplättet über das perfekte Line-Up der wunderschön clean laufenden und nicht zu kleinen Wellen. Wow, die laufen hier fast schöner als in Hookipa! Schlagartig macht sich freudige Aufregung bei uns breit bei diesem Anblick: wenn hier der momentan schwache Wind noch etwas stärker wird, könnte das ein absoluter Weltklasse-Windsurfspot werden! Hurraaa! Bei der Spotwahl schon mal alles richtig gemacht! Lani hat zwar etwas Bedenken wegen der ungewohnten Windrichtung von links, doch nach 5 Monaten Wave-Windsurf-Training wird auch diese Umstellung nicht allzu schwer zu erlernen sein.
Am Strand an zig kleinen und größeren Tempelanlagen vorbei sind es ca. 5 Gehminuten in nördlicher Richtung bis zum Old Mans Beach, welcher traumhafte Bedingungen für Wellenreiter-Anfänger und Amateure bietet – abgesehen vom fehlenden Channel, sodass die armen, untrainierten Anfängerärmchen fürchterlich schnell schlapp machen auf dem Weg durch die Brandung. Die Wellen werden hier von einem ca. 100 m vor dem Strand gelagerten Riff auf oftmals über 4 Meter aufgestellt und verlaufen sich anschließend zu netten kleinen, steilen 1,5 Meter-Wellchen. Vor allem bei Neu- und Vollmond wird es bei Ebbe außen über dem Riff allerdings gefährlich seicht (teils knietief!) mit teils sogar herausragenden Felsen. Damit ist auch klar, warum die Wellen bei Lowtide so hohl werden und sogar Tubes formen, bevor sich donnernd, schäumend und in den Himmel aufschießend auf die Riffplatte brechen. Hier sollte man sich dann – insbesondere mit Windsurfmaterial – entweder gar nicht aufhalten oder zumindest keinen Fehler machen.
Doch in Sachen Windsurfen wurde unsere anfängliche Euphorie leider ohnehin sehr bald geschmälert, denn die Windstärke überschreitet an Balis Westküste äußerst selten 3 Beaufort. So wurde uns nach einigen eher deprimierenden Dümpel- bzw. Tauchaktionen auf dem 92l Quad mit dem 5.8er Segel und äußerst magerer Wellen-Ausbeute langsam klar, warum Bali bisher nur als Surf- und nicht als das Windsurfer-Paradies ausgerufen wurde. An Gleiten ist innerhalb des Riffs ohne Wellenschub nicht zu denken, falls die Welle nicht eh mangels Druck im Segel einfach unter einem durchläuft oder der liebe Wind einen direkt vor einer 4 Meter-Wand vollkommen im Stich und ins Verderben absaufen lässt. Kurzum, in den gut zwei Wochen Bali-Aufenthalt standen bzw. besser: wackelten wir 4 Mal verzweifelt auf dem Windsurfer in die Brandung hinaus und erwischten insgesamt ca. 8 Wellen, die dafür allerdings absolute Weltklasse waren. Hatten wir mal eine 2-4m-Welle erwischt, gings hinab in die 3-4 geilsten Turns, die wir in unserem Windsurfer-Leben bisher fabriziert haben. In Sachen Wellenqualität macht Canggu dem Worldcup-Spot Hookipa tatsächlich mehr als ernsthafte Konkurrenz.
So feilten wir auf Bali also hauptsächlich an unseren bisher eher für Zuschauer amüsanten Wellenreit-Künsten – ziemlich erfolgreich sogar, denn am Ende unseres Aufenthaltes wagten wir uns sogar auf das Riff hinaus und ritten die ein oder andere 2-3 m hohe Welle ab. Auf diese Weise vermissten wir den Wind gar nicht so stark wie gedacht und hatten täglich unsere Garantie auf sportliche Verausgabung, Gleitspaß und eine gehörige Portion Adrenalin. Denn am Absatz einer 3-Meter-Welle in den Abhang zu droppen und anschließend hoffentlich noch auf dem Brett zu stehen, ist schon auch eine ziemlich geniale Angelegenheit… Schwimmtraining inklusive, wenn die Leash nach einem größeren Waschgang mal wieder ihren Dienst quittiert.
Abgesehen von den genialen Wellenreit-Bedingungen überzeugt uns Bali allerdings auch sonst auf sehr vielfältige Weise: seien es die überragenden Kochkünste der Balinesen, die so viele unterschiedliche köstliche, gesunde und unfassbar billige kulinarische Köstlichkeiten hervorbringen – von traditionellen Nasi Goreng, über geniale süß-saure, Soja-, Kokos- oder Erdnussbutter-Reis-Gerichte mit Hühnchen, vegetarisch oder sogar vegan. Die kleinen lokalen Restaurants – allen voran unser Liebling „Alkaline“ nebst Yoga-Resort „Serenity“ in Canggu – werden wirklich jeder Vorliebe sowie jedem Budget gerecht: 1 geniales Hauptgericht ca. 45.000 Rupiah = 3,- €, 1 Kokosnuss = 15.000 Rp = 1,- €, oder 1 weltverändernd köstliche Nachspeise in unserem Lieblingsrestaurant – von Kokosbällchen über verschiedenste überragende Kuchen oder Apfel-Krokant mit selbstgemachtem Sorbet – ebenso ca. 1 €.
So genießen wir den absolut preiswerten Luxus-Urlaub auf Bali in vollen Zügen und beginnen jeden Tag im Daun (35,- €/ Nacht mit Wifi, Frühstück inklusive) mit köstlichem Frühstück unserer Wahl plus frisch gepresstem Ananas- oder Wassermelonen-Saft, Obstplatte und Bali-Kaffee (nicht umrühren). Zu einer unserer Lieblingsbeschäftigungen wird auch die 1-stündige traditionell indonesische Ganz-Körper-Massage im Spa gegenüber für sage und schreibe keine 8 Euro! Hurra! Nach einer Stunde absoluter Entspannung müssen wir lediglich immer aufpassen, dass wir selig aus dem Spa auf die Straße torkelnd nicht von einem Scooter überfahren werden, bevor wir wieder ganz in der Realität ankommen.
Doch auf Bali kann es auch teurer werden. Dann zum Beispiel, wenn man sich vorher nicht genau über die Preise und den Umfang von organisierten Aktivitäten informiert oder aber an einen Fahrer gerät, der sich mit den touristischen Angeboten und Abzocke-Gegenden auf Bali nicht auskennt oder diese sogar gezielt ansteuert. So ist es auf Bali besonders für (Halb-) Tagesausflüge und die Erkundung der Insel sehr empfehlenswert, bei der Auswahl eines Fahrunternehmens auf gute Bewertungen zu achten und dafür lieber etwas mehr zu zahlen. Unserer Erfahrung nach spart man sich dieses Geld mit einem guten, erfahrenen Fahrer im Endeffekt quasi sogar wieder ein, da einen dieser 1. genau die Tour ermöglicht, die einem vorschwebt – ohne ungewollte Ausflüge in Touristenfallen – sowie 2. an teils sogar kostenlose Geheimtipps bringt, für die man andernorts gnadenlos abgezogen worden wäre. Wir können z.B. Be Balinese – das Unternehmen, das wir für unseren Ubud-, Tempelstätten- und Monkey-Forest-Ausflug angeheuert haben – wärmstens weiterempfehlen. An diesem Tag erhielten wir auf unseren Wunsch geballt sämtliche Informationen über die Balinesische Kultur, Religion, Geschichte und modernes Leben auf der Insel der Götter für 700.000 Rp (umgerechnet ca. 46 Euro) plus Eintrittspreise in den besuchten Stätten.
Wir persönlich fanden den Monkey Forest in Ubud seinen geringen Eintrittspreis wert, auch wenn man die Äffchen freilebend an vielen Stellen der Insel vorfindet, da man den frechen (angeblich geimpften) professionellen Langfingern hier in behüteter Umgebung nahe – SEHR nahe, oft ZU nahe – kommen kann und die Tiere hier an den Kontakt mit Menschen gewohnt sind, sprich sehr entspannt und nicht schnell aggressiv auf die Besucher reagieren – mit Ausnahme von männlichen Teenager-Äffchen (siehe Video). Definitiv auch einen Besuch wert ist unserer Meinung nach die Coffee-Plantage: kostenloser Eintritt mit Kaffee-/ Kakao-Verköstigung und Gelegenheit den weltberühmten und (gar nicht) besonderen (sondern eher sehr bitteren), fürchterlich teuren Catpoocino (Katzen-Poo-Kaffee, wenn ihr wisst, was wir meinen) zu testen oder kaufen.
Große und kleine Tempelanlagen stehen auf Bali alle paar Meter, denn das tägliche Anbeten und Huldigen der Hauptgötter des Hinduismus hat hier nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert für die meisten einheimischen Familien – vor allem aber die älteren Generationen. Die meisten sind mit unglaublicher architektonischer Liebe fürs Detail errichtet und äußerst schmuckvoll dekoriert mit täglich frischen Blüten und kleinen Gaben, um die Götter gutmütig zu stimmen. Fasziniert durchschlendern wir unter anderem den Tempel der heiligen Quellen, wo zahlreiche Hindi einen langwierigen Wasch-Zyklus im Quellwasser zu ihrer geistigen Reinigung vollziehen – alle natürlich inklusive mit dem traditionellen Sarong gekleidet, einem gewickelten Rock, der die nackten Knie verdecken soll.
Ein eindrucksvolles und fesselndes Erlebnis ist auch die Aufführung des „Kecak“ (Affentanz) – ein traditionell balinesisches Tanztheater (erinnerte Tobi sofort an seine Zeit im Fitnessstudio) – vor der atemberaubenden Kulisse der Tempelanlagen von Uluwatu im offenen, auf den Steilküsten thronenden Amphitheaters. Wenn die Sonne dann glühend hinter den Wellenbergen am Horizont verschwindet und von brennenden Fackeln ersetzt wird, die die 70 lautstark „gackernd“ in das Theater einlaufenden Darsteller mystisch erleuchten, bekommt man schon mal Gänsehaut und als Europäer viel zu staunen mit den überfrachteten Fratzen-Masken und Kostümen der Hauptdarsteller bei ihrem Ausdruckstanz.
Sehr beeindruckt sind wir aber auch im täglichen Umgang mit den kleinen Leuten Balis, unseren absolut liebenswerten, ärmlich lebenden Nachbarn des Daun von ihrer inneren Ruhe und der Zufriedenheit, die sie den ganzen Tag lang ausstrahlen. Beim kleinsten Witz immer gleich ein strahlendes Lächeln oder herzhaftes Lachen auf den Lippen, obwohl sie kaum etwas besitzen. Hier gibt es keine Beschwerden, Maulen, kein Zweifeln oder Zetern darüber wie fürchterlich und ungerecht das Leben doch ist, kein ständiger frustrierender Vergleich mit dem Besitz anderer, keinen Neid. Der kleine, herzensgute, immer gut gelaunte 55-jährige Made ist einfach zufrieden und glücklich mit dem, was er hat und sitzt Tag ein, Tag aus vor seiner kleinen Strandhütte in Canggu, verleiht Liegen, Surfbretter und verkauft Getränke. Wow! Von dieser Lebenseinstellung dürften sich in Europa – insbesondere in Deutschland – sehr viele Menschen ein großes Stück abschneiden.
Trotzdem können wir es langsam nicht mehr erwarten ins Land der Weißwürschtl, Schweinshaxen, Lederhosen und dummen Sprüchen sowie Pöbeleien mit den Spezeln zurückzukehren. Die Freude auf die Heimreise wird diesmal allerdings von größeren Gepäckproblemen überschattet: bei unserem gebuchten Flug mit Emirate Airlines haben wir bei diesen letzten beiden von insgesamt 12 Flügen auf der Weltreise große Bockmist gebaut. Euphorisch hatten wir hier gleich zugeschlagen, als wir die Möglichkeit eines 1-tägigen Zwischenstopps in Dubai ohne Gepäck-Umchecken sowie 30 kg Freigepäck (egal welche Dimensionen!) gelesen hatten. Tja, das schon, aber statt der von uns gedachten 3 Meter Maximallänge bei Gepäckstücken bezog sich diese Angabe auf den GESAMTUMFANG des Gepäckstückes, also Länge + Breite + Höhe < 3 Meter. Shit. Diesen Irrglauben hat leider auch bei den 5 Versicherungs-Anrufen bei der Emirate-Airlines, ob wir tatsächlich Windsurf-Bags als normales Gepäck einchecken können niemand aufgeklärt. Erst als wir von einem Freund auf diese Fehlannahme hingewiesen werden und ein 6. Mal anrufen, wird zu unserem Entsetzen bestätigt, dass Gepäck, das dieses Gesamtvolumen überschreitet nicht mitgenommen wird [15. Ach nö!]. Panik macht sich breit. Haben wir die 125 Kilogramm Gepäck mit den 2 neuen Waveboards aus Maui jetzt einmal um den Erdball geschleppt, um es schließlich auf Bali in die Tonne treten zu müssen?! Bitte nicht!
Wir setzten die letzten 9 Tage vor Abflug alle Hebel in Bewegung, um doch noch eine weniger schmerzvolle und teure Lösung zu finden. Doch die Hoffnung schwindet kontinuierlich, je mehr wir versuchen und uns informieren. Unsere Verzweiflung wird vom letzten Anruf beim Kundenservice der Airline sogar noch vergrößert: die anfänglich bestätigten 10 zubuchbaren Extra-Kilogramm (à 120 Euro) pro Nase gelten nun doch nur bei Flügen von Deutschland aus [16. Ach nö!]. Das heißt nun im Klartext: wir müssen von den anfänglichen 125 kg auf 60 kg abspecken. Den guten alten F2 Chilli haben wir ja schon in Australien abstreifen müssen, nun müssen neben Lanis Wellenreiter wohl noch einige andere Dinge das Zeitliche in Bali segnen. Doch eins ist klar, von den beiden Wave-Windsurfern wollen wir uns definitiv nicht trennen lassen. Wie sich herausstellt wird diese Entscheidung aber wohl letztendlich nicht in unseren Händen liegen, denn ein Transport als Frachtgut scheidet nach Flughafen-Besuch und zahlreichen Telefonaten mit Emirate Airlines sowie dem nötigen Cargo-Transport-Agenten und der groben Preiseinschätzung von ca. 2000 USD für die 2 Boardbags endgültig aus.
In den nächsten Tagen ergeben sich dann doch noch einige glückliche Fügungen in Form von äußerst liebenswerten und wertvollen Bekanntschaften, die wir in Canggu machen können, sodass bei unserer Abreise bereits ein Rucksack mit einigen Kleinteilen mit unseren neuen Freunden auf dem Weg in die Schweiz ist. Der zweite Rucksack mit unserer Kleidung findet zu unserem riesigen Glück mit einem Surferfreund seinen Weg direkt nach Deutschland, der auch noch genau in Nürnberg wohnt. So können schon mal gute 30 kg unseres Hab und Guts retten [14. Puh!]. Der Rest wird aufgeteilt in „viel zu schwer und verzichtbar“ (wie z.B. unsere uralten Trapeze, ausgelatschten Neoschuhe, abgetragene Kleidung oder Hygieneartikel oder die gute elektrische LuMa, die uns so gute Dienste geleistet hat) und an unsere balinesischen Freunde verschenkt sowie „eigentlich unverzichtbar/ Wiederbeschaffung zu teuer“ und versuchsweise mit in die 2 übrig gebliebenen Boardbags gepackt. Wegschmeißen können wir am Flughafen immer noch was. Auch der weitere Lebenslauf unserer 3. Boardbag bleibt an dieser Stelle wohl ungeklärt, da wir sie Made im Daun überlassen.
29. Mai, Canggu, 20 Uhr
Der letzte Tag der Weltreise ist angebrochen und wir packen nach gelungenem letzten Surf- bzw. Shorebreak-Plantsch-Tag sowie dem letzten überragenden Essen im geliebten Alkaline-Restaurant unsere immer noch ca. 35 kg schweren Boardbags aufs ächzende Dach des Kleintransporters, der uns abholt. Eine herzliche Verabschiedung von unserem Lieblingsbalinesen, dem 55-jährigen Made, später, gehen wir auf dem Weg zum Flughafen zunehmend aufgeregt nochmal durch, was wir evtl. schweren Herzens doch noch wegwerfen könnten, falls die Waage gegen uns spricht und was wir machen, wenn der Mitarbeiter an der Gepäckannahme einen richtig schlechten Tag hat und das Maßband zückt. Dann wären wir nämlich tatsächlich am Ende mit unserem Latein, wie wir unsere geliebten Wave-Boards heimbekommen sollen.
Aufgeregt und nervlich schon fast am Ende schleppen wir schweißgebadet unsere Bags also ein letztes Mal durch die erste Sicherheitskontrolle, die in Bali schon am Eingang des Flughafens ist. Dann ist es so weit, wir stehen am Schalter und checken ein, der lächelnde Airline-Mitarbeiter bittet uns das Gepäckstück auf die Waage zu legen. Wir glauben, wir hören schon den Trommelwirbel und starren gebannt auf die Gewichts-Anzeige: 16,5 Kilogramm. WTF?! Haben wir ein Mega-Glück! Es ist eine unserer Lieblingswaagen, die 1m langen Laufband-Waagen, die anschließend direkt ins Kofferband übergehen und unsere langen Boardbags so wunderschön hinten aufliegen lassen, dass nur noch die Hälfte angezeigt wird! Yeeeha! Jackpot! die wo es hinten aufliegt. Der noch dazu überfreundliche Mitarbeiter checkt unsere Bags letztendlich mit 16,5 kg sowie 18,4 kg ohne weiteres Abmessen ein und wir können unser immer breiter werdendes Grinsen kaum mehr unterdrücken.
Wir sind überglücklich und können gar nicht fassen, wie gut alles letztendlich geklappt hat [15. Puh!]. Wir sind tatsächlich mit (fast) gesamtem Gepäck auf dem Weg nach Dubai. Im Flieger können wir in den 9 Stunden Nachtflug leider nur 2 Stunden schlafen, da es so eng ist und die Sitze wirklich unbequem sind, also werden wieder Filme geglotzt bis zum Umfallen. Das Entertainment-Programm bei Emirates ist nämlich glücklicherweise ebenso gut, wie das Essen.
30. Mai, Dubai, Vereinigte Arabische Emirate, 5:30 Uhr Ortszeit
Nach der Landung schweben wir quasi schwerelos und unendlich entspannt durch die Sicherheits- und Passkontrollen, alles läuft wie geschmiert. Wir müssen ja diesmal kein rotzschweres, sperriges Gepäck aufnehmen, da dieses direkt nach Frankfurt weitergecheckt wird – wenigstens das haben wir bei der Auswahl des Fluges richtig gemacht. Wir informieren uns über die vorhandenen 1-Tages-Sightseeing-Möglichkeiten der Wüstenstadt und entscheiden uns für den roten Big-Bus-Doppeldecker im London-Style. Diese starten ihre Runden durch Dubai allerdings nicht am Flughafen, sondern um 9 Uhr an einem der unzähligen, riesigen, klimatisierten Malls (Einkaufszentren).
Dort angekommen haben wir noch etwas Zeit und legen uns nur mal ganz kurz auf eine ungemütliche Bank, wo uns keine 0,25 Sekunden später natürlich unsere Müdigkeit einholt. Gefühlte 4 Stunden später reißt uns ein freundlicher Wachmann aus dem Tiefschlaf und weist uns darauf hin, dass wir jetzt zügig Tickets besorgen sollten, wenn wir den Sightseeing-Bus noch erwischen wollen. Gesagt getan, wir taumeln also verschlafen los zum Ticketverkauf. Im Bus angekommen, setzten wir uns in die bereits auf 30° heizende Dubaisonne auf dem Busdach – wir wollen ja schließlich die hart erkämpfte Bräune nicht über die 2 Flugtage schon verlieren und so ein kleiner Abschluss-Sonnenbrand hat auch noch keiner Rothaut geschadet.
Immer begleitet vom wirklich informativen „Mann im Ohr“, dem multilingualen Reiseführer aus den Kopfhörern an Board staunen wir über die arabische Welt, die erschlagend hohen Wolkenkratzern – den „Burjs“ (allen voran natürlich dem höchsten Gebäude der Welt – dem Burj Khalifa) – und übertrieben prunkvollen Bauten und Shopping-Malls Dubais. Um ca. 11 Uhr halten wir es in der Hitze des Bus-Daches nicht mehr, als die Tour uns am Meer bzw. dem einzigen Strand mit öffentlichem Zugang vorbeiführt. Diese Abkühlung kommt uns gerade recht bei den mittlerweile über 40° im Schatten, glauben wir in unserer Einfalt. Tja, falsch gedacht. Als wir in das sehr seichte Wasser springen, fühlen uns eher wie Garnelen im Kochtopf. Diese Wassertemperaturen werden nur noch von den Strandduschen getoppt, die einen dafür wenigstens vom fürchterlich salzigen Meerwasser des Persischen Golfes befreien. Noch überhitzter als zuvor steigen wir wieder in den Bus und setzen uns auf dem Dach diesmal doch in den Verdeck-Schatten, wo uns wenigstens der Fahrtwind etwas runterkühlt. Kalt ist trotzdem was anderes. Darum freuen wir uns richtig aufs Mittagessen in einer der Malls, die auf frostige 23° runtergekühlt werden. In Shorts und ohne Jacke dort natürlich halb erfroren werden wir anschließend wieder von der gnadenlosen Außentemperatur der aufgeheizten Stadt erschlagen. Nach diesem Tag sind wir wenigstens fit für den derzeitigen bayerischen Juni-Winter oder Hardcore-Saunabesuche.
Den Sightseeing-Tag können wir anschließend noch schön mit der inklusiven Bootsfahrt auf den künstlich angelegten Flüssen Dubais ausklingen lassen. Am Ende des atemberaubenden und interessanten Tages in der wohl größten Outdoor-Sauna der Welt checken wir ohne Gepäck am Flughafen ein. „So einfach und stressfrei könnte reisen sein wenn man nicht Windsurfwahnsinniger wäre!“ schmunzeln wir vor uns hin. Der Flug läuft diesmal super, denn wir können fast durchschlafen, da wir eine 3er Sitzbank nur für uns [16. Puh!].
31. Mai, Frankfurt am Main, 8:30 Uhr Ortszeit
Wir landen ein letztes von 12 Malen sind und machen uns auf zur Einreisekontrolle, wo uns gleich die mittlerweile ungewohnte deutsche Genauigkeit und leider auch negativere Grundstimmung auffällt. Bei der hochtechnologischen, automatischen Passkontrolle gefällt dem Automaten dann wohl Lanis Gesicht nicht mehr, denn sie wird von der Sicherheitsbeamtin zur persönlichen Gesichtskontrolle gerufen, zum äußersten Amüsement Tobis natürlich, der kurz überlegt, ob er sie doch lieber gegen die 20 Ferraris und 40 Kamele in Dubai tauschen hätte sollen. In ausgeprägter Heimkehrer-Hochstimmung kann sich Lani dann auf die Frage „Do you speak German?“ fast nicht mehr halten und schildert der Beamtin prustend knapp die 5-monatigen Odyssee, an deren Ende sie nun schließlich im eigenen Heimatland das erste Mal als „potenzieller illegaler Einwanderer“ in Gewahrsam genommen werden würde. Trotz verständlicher Sensibilisierung der Sicherheitsbeamten derzeit wird die viel-zu-braun-um-Deutsche-zu-sein-Lani dann aber doch nach kurzer Gesichts-Kontrolle überzeugt und mit einem Schmunzler durchgelassen.
An der Gepäckausgabe erwartet uns dann leider doch noch letzte böse Überraschung: Lanis geliebter JP Quad wurde wohl auf den Hintern fallen gelassen, denn das Heck des Boards ist auf seiner ganzen Breite aufgerissen [17. Ach nö!] Die Fluglinie übernimmt hier leider keine Haftung, sondern bestätigt uns nur die Schadensmeldung und wir dampfen etwas getrübt ab. Die Trübheit hält aber nur so lange, bis wir Tobis Papa am Ausgang sehen und uns herzlich begrüßen. Wir sind äußerst froh, wieder gesund und munter in der Heimat angekommen zu sein und laden unser Equipment glücklich in den draußen bereit stehenden „Duke“/ Ducato-Surfbus, mit dem wir bald schon weiteren neuen Abenteuern in Europa entgegensteuern werden.
Weltreise Teil 1 Mission completed.
Coming up soon:
Weltreise Teil 2: Lani, Tobi und der Duke – einmal quer durch Europa.
16 x Puh!
17 x Ach nö!
8 x Merke
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