Wetterlexikon A-D

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    Ablenkung des Windes

    Die durch die Drehung der Erde verursachte Kraft (Corioliskraft) lenkt jede Luftströmung auf der Nordhalbkugel nach rechts ab, so dass zum Beispiel eine südliche Luftströmung in ihrem weiteren Verlauf zur Südwestströmung, eine  Nordströmung zur Nordostströmung wird. Eine weitere Ablenkung erfährt der Wind in den unteren Luftschichten durch die Reibung am Boden. Sie wirkt der Corioliskraft entgegen, verhindert also, dass z.B. der ursprüngliche Südwind am Boden zum Westwind wird.

    Absinken

    Abwärts gerichtete Strömung der Atmosphäre mit Geschwindigkeiten von weniger als 0,1 m/s (darüber: Abwind). Die Abwärtsbewegung der Luft kann großräumig im Zentrum eines Hochdruckgebietes ("dynamisch") oder orographisch bedingt auf der Leeseite eines Gebirges erfolgen, wobei diese sich erwärmt, was zur Auflösung der Wolken führt. Die absinkende Luft (trockenadiabatisch: um 1°C/100m) kommt in einer bestimmten Höhe wärmer an als die dort darunter angrenzende (vom Absinkvorgang nicht mehr erfasste) Luft und bildet eine Inversion. 

    Abwind

    Abwärts gerichtete Luftströmung mit einer Geschwindigkeit von 0,1 m/s oder (geringer: Absinken); tritt im Bereich von Fronten, Schauer- und Gewitterwolken sowie im Lee überströmter Gebirge auf. Siehe auch Downburst.

    Adriatief

    Beim Adriatief handelt es sich um ein Tiefdruckgebiet, welches sich bei einer kalten Nordanstroemung im Lee der Alpen ausbildet.
    Es handelt sich dabei folglich um ein typisches Leetief. Waehrend solcher Nord- bis Nordwestlagen wird die Kaltluft durch die Leitwirkung der Pyrenaeen und der Westalpen durch das schmale Rhonetal gepresst. Es kommt dann zu stuermischen Nordwinden, die durch das Rhonetal auf das Mittelmeer hinaus wehen.
    Diese Winde werden als Mistral bezeichnet. Sie koennen bisweilen Orkanstaerke erreichen und wehen mit einer ziemlichen Konstanz. In der Gegend des Rhonetals findet man nicht selten Baeume, deren Wuchsformen durch den Mistral nachhaltig beeinflusst wurden.

    Aufgleiten

    Bezeichnung für die erzwungene Aufwärtsbewegung (und dadurch verursachte Wolkenbildung) wärmerer Luftmassen an einer schwach geneigten Luftmassengrenzfläche (Warmfront), unterhalb der sich kältere Luft befindet. Dabei bilden sich ausgedehnten Wolkenfeldern (Cirrostratus, Altostratus und Nimbostratus) aus, die meist längere Niederschläge ("Landregen") verursachen. Tritt an der "Vorderseite" der von West nach Ost wandernden Tiefdruckgebiete auf.

    Aufwind

    Ein Aufwind ist eine örtlich begrenzte, vertikale Luftbewegung. Bei großräumigen Effekten, etwa an einer Wetterfront, sagt man „Aufgleiten“. Gegenstücke zum Aufwind sind Abwind, Fallwind, Fallböe, umgangssprachlich auch „Luftloch“ genannt.

    Thermischer Aufwind
    Thermische Aufwinde (Thermik) entstehen durch Temperaturdifferenzen der Luftmassen. So erwärmt Sonneneinstrahlung die Erdoberfläche und in Folge die aufliegende Luft. Da warme Luft leichter ist als kalte, steigen die erwärmten Luftpakete wie große Seifenblasen auf. Bergsteiger spüren ihn oft beim nachmittäglichen Abstieg als warmen Gegenwind aus dem Tal. In deren Umfeld sinken weniger warme Luftmassen wieder ab und sorgen so für einen Luftaustausch.

    Thermikwölkchen
    Die Intensität dieser Aufwinde hängt von der Sonneneinstrahlung, der Beschaffenheit der Erdoberfläche, der Feuchtigkeit und dem Einstrahlungswinkel ab. Ein trockenes Getreidefeld kann mehr Wärme abgeben als eine feuchte Wiese, eine zur Sonne geneigte Gebirgsflanke wird mehr erwärmt als das Flachland. Diese Aufwinde sind meist auf einige 10 bis einige 100 Meter beschränkt. Enge Aufwinde nennt man im Segelflug Thermikschlauch oder „Bart“.

    Großflächige Aufwinde treten meist unter Wolken auf, insbesondere unter Cumuluswolken, der üblichen Schönwetter- oder „Schäfchenwolke“. Wolken sind Indikatoren für aufsteigende Luft, deren mitgeführte Feuchtigkeit mit der zunehmenden Höhe abkühlt und bei Erreichen des Taupunkts kondensieren. Die dabei freigesetzte Kondensationswärme kann bei günstigen Bedingungen zu einem weiteren Aufsteigen der Luftpakete führen. Die Wolke beginnt dann von sich aus, weitere Luft anzusaugen und für weiteren Aufwind zu sorgen.

    Bei geringer Luftfeuchtigkeit, oder fehlender Kondensationskeime, kann die Wolkenbildung auch ausbleiben, man spricht dann von Blauthermik. Die thermischen Aufwinde sind allenfalls durch mitaufsteigende Pollen oder Staub zu orten.

    Hang-Aufwind
    Hang-Aufwinde entstehen demgegenüber durch orografisch erzwungenes Steigen der Luft, wenn Wind gegen eine Bergflanke streicht und luvseitig hangaufwärts abgelenkt wird. Auf der Leeseite des Berggrats strömt die Luft als Abwind wieder herab. In bestimmten Konstellationen können auch im Lee Aufwinde, die sogenannten Leewellen, entstehen.

    Hangaufwinde sind großräumiger und durch die andauernde Luftströmung stabiler als die Thermik und erlauben Segelfliegern und Gleitschirmfliegern bei geeignetem Terrain, z.B. an einer Steilküste oder einem Prallhang im Talwind, oftmals ruhiges, stundenlanges und kilometerweites Soaren.

    Leewellen-Aufwind 
    LenticulariswolkeLeewellen sind eine durch Wind hervorgerufene Wettererscheinung, die auf der dem Wind abgewandten Seite (Lee) von Bergen entstehen kann. Die Luftströmung gerät beim Überstreichen eines Gebirgszuges in Schwingung. Die Welle besteht aus einem aufsteigenden Teil (Aufwind) und einem Abwind. Dabei kann es auch horizontale Luftwirbel, Rotoren geben. Als glattgeschliffene Lenticulariswolke können diese Wellen sichtbar werden.

    Diese Aufwinde sind für Segelflugzeuge eine Möglichkeit, bis in große Höhen aufzusteigen. Für andere Luftfahrzeuge sind Leewellen wegen den damit verbundenen hohen Windgeschwindigkeiten nicht nutzbar oder stellen durch deren Turbulenzen eher eine Gefahr dar.

    Konvergenz
    Strömen Luftmassen aufeinander, ohne dass sie seitlich ausweichen können, beispielsweise in Gebirgstälern, dann steigen sie auf. Im Gebirge treten Konvergenzen z.B. in Nähe von Pässen auf, wenn unterschiedliche Talwinde aufeinander prallen. Sie sind manchmal an einer einzeln stehenden Wolke über der Talmitte erkennbar, während andere Wolken über Berggipfel stehen.

    Am Abend, wenn abgekühlte Luft beidseitig eines Tals von den Berghängen hinunterströmt, bildet sich über dem Tal ebenfalls eine Konvergenz, in Fliegerkreisen als „Abendthermik“ bekannt und beliebt.

    In der freien Atmosphäre treten Konvergenzen auch im Zusammenhang mit Wetterfronten auf und bringen oftmals eine Wetterverschlechterung (Bewölkung, Niederschlag).

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    Auslösetemperatur

    Man unterscheidet zwischen der Auslösetemperatur für Cumulus-Wolken und der für die Thermik. Die Temperatur, die ein Luftteilchen am Erdboden an sonnigen Tagen annehmen muss, um mindestens bis zum Kondensationsniveau aufzusteigen, d. h. bis zu der Höhe, bei der die Quellwolkenbildung (Cumulus) beginnt. Die Auslösetemperatur wird in der Regel nur erreicht, wenn in den unteren Luftschichten bzw. in Bodennähe genügend Feuchtigkeit vorhanden ist.

    Bei zu trockener Luft steigt zwar die vom Boden her erwärmte Luft auf, es bilden sich aber keine Wolken ("Blauthermik"). Die sog. Thermikauslösetemperatur ist dann erreicht, wenn die Konvektionsschicht (Umwandlung der Zustandskurve in eine adiabatische Schichtung) eine Mächtigkeit von 1000m über Grund erreicht hat und somit für einen Segelflug nutzbar ist (Thermikanschluss).

    Azorenhoch

    Ein im Bereich der Azoren liegendes Hochdruckgebiet, das zum subtropischen Hochdruckgürtel des Nordatlantik zählt und als eines der "Aktionszentren" für das Wetter in Mitteleuropa eine wichtige Rolle spielt; mittlerer Luftdruck 1025 hPa. Oft Ausgangspunkt für längere Schönwetterlagen, besonders im Sommer; fördert aber auch zusammen mit dem "Islandtief" Westwettereinbrüche. Das Azorenhoch wird für uns immer dann wetterwirksam, wenn zwischen Neufundland und Island polare Luftmassen nach Süden vordringen und sein gewaltiges Warmluftreservoir bedrängen, so dass es nach Nordosten ausweicht - über die Iberische Halbinsel bis nach Mitteleuropa oder auch Skandinavien.

    B

    Barisches Windgesetz

    Die Bestimmung der Lage von Tief- bzw. Hochdruckzentren ist gelegentlich für praktische Zwecke wichtig.
    Eine einfache Regel dafür hat 1856 der hollaendische Meteorologe Ch. H. D. Buys- Ballot (1817-1890) gefunden: Dreht man (auf der Nordhalbkugel) dem Wind den Ruecken zu, so liegt in Blickrichtung des Beobachters vorne links das Tief und rechts hinter dem Beobachter das Hoch.
    Die Regel ermoeglicht es, aus den beobachteten Aenderungen der Windrichtung auf die Zugbahn eines Tiefdruckgebietes zu schliessen. Buys-Ballot gruendete den niederlaendischen Wetterdienst und schuf das erste europaeische Sturmwarnsystem (für die Seefahrt).

     

    Bise

    Kalter Wind aus Nord bis Nordost im schweizerischen und franzoesischen Alpenvorland. Entsteht bei hohem Druck noerdlich der Schweiz und einem Tiefdruckgebiet ueber dem Mittelmeer. Im Gebiet des Genfer Sees kann der Wind infolge Kanalisierung Staerken bis zu 50 Knoten erreichen.

    Blauthermik

    Konvektion ohne Wolkenbildung. Infolge der zu trockenen Luft tritt keine Kondensation ein und es bilden sich keine sonst typischen Cumuluswolken über den Gipfeln. Es gibt einen blauen Himmel ohne Wolken, daher Blauthermik.

    Bora

    Die Bora (kroatisch Bura) ist ein trockener, kalter und böiger Fallwind an der kroatischen und montenegrinischen Adriaküste. Winde vom Bora-Typ gehören mit ihrer Häufigkeit und ihren hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten, vor allem an der Nordwest-Küste Kroatiens sowie Montenegros zu den stärksten der Welt. Mitgebracht werden sie von aus dem Polargebiet wandernden, starken Kaltluftausbrüchen, die an der 500-mb-Fläche als Tröge um 10° bzw. 20°E und am Boden als nördliche oder nordöstliche Windströmungen zum adriatischen Küstengebiet in Erscheinung treten. Vom synoptischen Standpunkt wird die regionale Beschränkung durch die topographischen Bedingungen vorgegeben. Als Randerscheinung des Hochs über Zentralasien ist die makroklimatische Form des Kaltluftabflusses mit der Gebirgsumrahmung im Adriabeckens durch die Dinariden eng verbunden. Bora kommt neben an der Ostküste der Adria noch an der Schwarzmeerküste bei Novorossik, auf Nowaja Semlja, in Skandinavien und in der Kanto-Ebene Japans vor.

    Etymologie
    Das Wort Boreas (v. griech. μπόρα „der Nördliche“) bezeichnet die griechische Windgottheit Boreas, der der Gott der Nordwinde ist. Da ein starker Nordwind die persische Flotte vor Athen vernichtete, war er hier Schutzpatron und wurde in einem eigenen Athener Tempel kultisch verehrt. Er galt als der mächtigste Windgott, weshalb er auch für den gefürchteten Orkanwind Bora Pate stand. Der Term bedeutete ursprünglich „Wind aus den Bergen“ und hat mit der Kälte des Fallwindes zu tun. So war die Bora lange Zeit der Prototyp katabatischer Winde.

     
    Von der Bura geprägte Karstlandschaft:Blick vom Velebit MassivEs gibt zudem verschiedene Sondernamen für eine Bora. Die Bora scura ist ein Bora bei trüber Sicht. Der Borino ist eine schwache Bora in der Gegend von Triest, während die heftigen Stöße der Bora dort Reffoli genannt werden. Ein Borasco ist heftiger Wind, meist von Gewittern begleitet, über dem Mittelmeer. Ein Levantera ist eine Bora, die in Istrien aus Richtung Osten kommt und bei bewölktem Wetter auftritt.


    Charakter
    Die Bora ist sehr stürmisch und böig, wobei die Böen in Einzelfällen bis zu 200 km/h erreichen. Die Bora bläst vorwiegend im Winter. Im Sommer dauert sie einen Tag oder einige Stunden, während sie im Winter bis zu 14 Tage wehen kann. Vorherrschende Windrichtung ist aus Ost-Nordost. Die einschneidenste Wirkung erreicht die Bora, wenn sehr kalte Kontinentalluft oder gealterte Polarluft die Adria erreicht. Die kalte Luft über den Karsttälern Kroatiens stürzt dann als Fallwind durch die Gassen der Karstgebirge herunter. Trotz der trockenadiabatischen Erwärmung beim Herunterwehen, wird der Wind als kalt empfunden, da die relative Höhe der litoralen Dinariden für eine spürbare Erwärmung zu niedrig ist (Velebit 1756 m, Orjen 1894 m höchste Gebirge in Dalmatien) und die auch sonst relativ warme Luft des Mittelmeerraums von der sehr kalten Kontinental- oder gealterten Polarluft verdrängt wird.

     
    Bildung von "vodena prašina" (dt. Wasserstaub) durch Bora-BöenKarl Marx entwarf 1856 ein zutreffendes Bild über die Bora:

    „Die Bora, der große Störenfried dieses Meeres, erhebt sich stets ohne das kleinste Warnungszeichen; mit der Gewalt eines Tornados überfällt sie die Seeleute und gestattet nur dem Kühnsten, auf Deck zu bleiben. Manchmal tobt sie wochenlang und am heftigsten zwischen der Bucht von Cattaro und dem Südende von Istrien. Der Dalmatiner aber ist von Kindheit an gewöhnt, ihr zu trotzen, er wird hart unter ihrem Atem und verachtet die armseligen Winde anderer Meere.“
    [Bearbeiten]
    Definition
    Föhn und Bora sind die warm/kalt Typ-Loci aller Fallwinde, die so ähnlich auch weltweit beobachtet werden können. Die Ähnlichkeit zum Föhn ist durch

    auftreten in relativ beschränkten Regionen im Lee eines Gebirges
    eine Wolkenwand über dem Gebirgsgrat (Föhnwand, Kapa) und
    einen Luftdruckunterschied zwischen Luv und Lee gegeben.
    Im folgenden soll auf den Fallwindtyp der Bora näher eingegangen werden. Was diesen vom Föhn stärker unterscheidet, sind zum einen der abkühlende Charakter, der zudem eine Küstenregion betrifft und meeresdynamisch wirksam wird, zum anderen die Dauer der Ereignisse. Sind Föhnwinde in der Regel kurzzeitige Phänomene, so ist lang anhaltendes Auftreten ein primäres Kennzeichen der Bora.

     
    Der Velebit mit einer „Wolkenkrone“, ein Indiz für aufkommende BuraDurch diese divergente bioklimatische Wirkung und gegensätzliche landschaftsprägende Folgen ist eine Separierung von Föhn- und boragenen Typen auch zwangsläufig sinnvoll.

    Phänomenologisch lassen sie sich einfach definieren:

    „The föhn is a fall wind on the leeward side of a mountain range. When it blows the air temperature on the leeward slope becomes higher than before. On the other hand, the bora is also a fall wind on the leeward side of a mountain range, but when it begins, the air temperature on the leeward slope becomes lower than before.“ (Yoshino 1976)
    Zum Föhn ist eine strömungsdynamische Unterscheidung schwierig, da der Fallwindcharakter mit dem hydraulischen Sprung deutlich ausgeprägt ist (kein katabatischer Wind im engeren Sinn). Daher ist die Trennung vom Föhn aus klimatologischer Sicht problematisch. Verschiedene Klassifikationen hatten nur bedingt Erfolg:

    „In the case of downslope windstorms, some authors have used bora for a cold-advection flow (or one that results in cooling to the immediate lee of the mountain barrier), whereas chinook or foehn refer to a warm- or neutral-advection wind (or one that results in warming or no temperature change leeward of the barrier). Those who have attempted to classify downslope windstorms, however, have found that many cases do not fall neatly into one category or the other.“ [1]
     
    Eine zweidimensionale hydraulische Theorie trifft insbesondere für die Nordadriatische Bora zu, Mittel- und Südadriatische Bora ist komplexer und nur mit der Gebirgswellen Theorie erklärbarWendet man auf Föhn und Bora anstelle einer zweidimensionalen thermodynamischen Strömung, ein dreidimensionales hydrodynamisches Konzept an (siehe Föhn), so sind physikalische Unterschiede nicht auszumachen. Sowohl die Gravitation, als auch potenzielle Energie - die in kinetische Energie umgewandelt wird - sind essentiell. Trifft nämlich Luft auf eine Gebirgsregion, wird sie abgebremst und staut sich wie Wasser vor einem Damm an. Nach einer bestimmten Zeit fällt sie über niedrigere Gebiete auf die andere Seite des Gebirges. Dabei erhöht sich die kinetische Energie und am Grund der Leeseite taucht ein Wind auf. Je höher der Druckgradient zwischen Lee und Luv umso ausgeprägter wird sich dabei ein Fallwind einstellen.

    Über dem Gebirge stellt sich dabei ein low-level jet stream LLJ ein, der unterhalb von 5 km entwickelt ist. Dieser ist ziemlich eng begrenzt und relativ stark. Im Falle der nordadriatischen Bora ist eine hydraulische 2D Theorie hinlänglich für die Erklärung der Fallwinde, komplizierter ist der Vorgang im Südadriatischen Raum in dem die Gebirgswellen Theorie als Erklärungsursache für die Bora mit einbezogen werden muss.

    Globale Verbreitung boragener Fallwinde
     
    Die winterliche Kaltluft über Zentralasien kann über bestimmte Tröge in mildere Regionen abfliessen, wenn Gebirge an diesen klimatischen Trögen existieren kommt es zum speziellen Typ des kalten FallwindesBei 40°N bilden sich im Winter bei 20-40°E (Adria und Schwarzes Meer), 80°W (Great Plains) und 140°E (Japan) drei quasi stationäre klimatische Tröge in der Troposphäre. Dies bedeutet, dass polare Kaltluft leicht in Gebiete westlich der Tröge nach Süden abfließen kann. Boraregionen sind daher in einem weiteren Kontext an diese Längengrade gebunden. Vom synoptischen Standpunkt ist die regionale Einengung durch die Topographie vorgegeben. Als Randerscheinung des Hochs über Zentralasien ist die makroklimatische Form des Luftabflußes mit einer Gebirgsumrahmung verbunden. Bora ist vor Dalmatien, dem Schwarzen Meer, auf Nowaja Semlja, in Skandinavien, im Golf von Mexiko und von der Kanto Ebene Japans bekannt.


    Die Bora an der kroatischen Küste

    Synoptische Typen der Bora
     
    Zyklonaler Borasturm vom 30. Jan. 2001. In NW Kroatien Schneefälle bis an die Küste
    Satellitenbild vom Zyklonalen Borasturm vom 30. Jan. 2001. Das EUMETSAT Wetterbild vom 30. Jan. 2001 zeigt eine im Hochwinter gängige Zirkulation mit einem mediterranen Tief, sowie einem Tief über Westrussland. Der Borasturm vom Typ Zyklonal A sorgt in N-Kroatien für heftige Schneefälle. Rückseitenkaltluft dringt in die N-Adria ein was in der Umgebung von Triest zu einem Temperaturfall führt.
    Die Schneefälle führen zu großen VerkehrsbehinderungenFür die dinarische Bora - wie auch für die boragenen Winde Nordamerikas - gilt, dass aufgrund einer Nord-Süd Orientierung der Gebirge (Dinariden, Kaskadenkette, Rocky Mountains), eine signifikante östliche Komponente über den synoptischen Gebirgswinden herrschen muss. Die Westströmung bleibt dabei jedoch über den östlich strömenden Fallwinden. Der abkühlende Effekt wird durch die hohe Windgeschwindigkeit und Böigkeit verstärkt. Über die adiabatische Erwärmungsrate kann die Temperatur zwischen Hoch- und Tieflagen errechnet werden, die eine Vorhersage möglich macht und bei Kulturen in subtropischen Klimaten notwendig ist.

    Man unterscheidet zwischen zyklonaler Bora (bora scura = schwarze Bora) mit Druckabfall über dem Meer, die durch niedrige dunkle Wolken und reduzierte Sichtweite mit Regen und/oder Dunst gezeichnet ist, sowie antizyklonaler (mit Druckanstieg über dem Festland) Bora (bora chiara = weiße Bora), die bei klarem Himmel und guter Sicht auftritt. Über den Dinariden bildet sich eine Föhnwand nur während der weißen Bora. Sie dient Seeleuten als untrüglicher Hinweis, den schützenden Hafen anzulaufen. Die antizyklonale Bora ist an der Küste sehr intensiv, erstreckt sich aber nur über eine kurze Distanz auf See hinaus. Die kritische Geländeneigung für das Auftreten von Bora liegt bei 1:100.

    [BearbeitenEntstehung
    Die kroatische Bora ist an einen, aus dem Polargebiet wandernden, starken Kaltluftausbruch, als nördliche oder nordöstliche Windströmungen zur adriatischen Küste über die Dinariden gebunden. Am Boden ist der horizontale Gradient der Lufttemperatur in Windrichtung 4-5 °C pro 100  km, wobei die Temperatur des adriatischen Meeres um 4-10 °C höher ist als die Lufttemperatur.
    Die Bora fließt vor allem über Gebirgspässe kräftig zur Küste. Bekannt sind Einfallstore bei Triest, in der Kvarner Bucht, im Velebit-Kanal (besonders berüchtigt bei Senj), in Šibenik, in Makarska und in Risan. Je kälter die anströmende Luft und je geringer die Gebirgshöhe, umso weniger spielt zudem eine adiabatische Erwärmung eine Rolle. Beim niedrigen Küstengebirge reicht die adiabatische Erwärmung daher auch nicht aus, um eine größere Temperaturerhöhung hervorzurufen.

    Die besondere Stärke der Bora kann durch den Luftdruckgradienten, sowie beim zyklonalen Fall durch die Größe des Tiefs erklärt werden. Ähnlich ist dies bei boragenen Winden in den Cascade Mountains im pazifischen Nordwesten.

    Es ist keine Seltenheit, dass jedes Jahr Brücken oder Küstenstrassen zeitweise gesperrt (z.T. wurden vom Wind bereits Reisebusse ins Meer gestoßen) oder Fährlinien eingestellt werden müssen. An der neuen Autobahn A1 Zagreb-Split werden derzeit, in der Welt einzigartige, Windbarrieren getestet.


    Aerologische Situation
    Die aerologische Situation der Bora tritt insgesamt mit hoher Frequenz auf. Kennzeichen eines Boraereignisses sind:

    Windgeschwindigkeiten über 15 m/s im Winter.
    Lufttemperaturen im Januar und Februar unter 0 °C
    Eine interdiurne Temperaturvariabilität von mehr als –8 bis –10 °C.
    relative Luftfeuchtigkeit bei antizyklonaler Bora unter 40 %.
    Höchste Windgeschwindigkeiten in der Nacht.
    Dauer meist zwischen 12 –20 h (in Ausnahmefällen von mehr als 10 Tagen).
    Im Januar sind zumeist 15 Boratage zu verzeichnen
    Am Anfang der Bora ist ein plötzlicher Temperaturanstieg, mit anschließend deutlichem Abfall festzustellen. Während der Bora ist die relative Humidität bei antizyklonaler Situation sehr niedrig. Die Höhe der Boraströmung ist normalerweise unter 3000 m. Starke Bora dämmt tagsüber Seebrisen, nachts drängt der kalte Landwind warme Seewinde weit vor die Küste ab. Stärkste Windgeschwindigkeit tritt in tiefen Schichten auf.

    Maximalwerte wurden in Triest mit 231,5 km/h, Krk 69,0 m/s = 248,4 km/h, Split 48,5 m/s (29. Oktober 1994), Makarska 69,5 m/s = 250,2 km/h (26. Januar 1996) und Montenegro 42,9 m/s (5. Januar 1978) gemessen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Bora vom 15. November 2004 betrug an der dalmatinischen Küste 33 m/s = 118,8 km/h, Spitzenböen verzeichneten 60 m/s.


    Wirkungen der Bora auf Mensch und Natur
     
    Orkanartige Bora tritt insbesondere im inneren der Bucht von Kotor unterhalb des Orjen auf. Kälteempfindliche Arten fehlen in der Vegetation fast völlig
    Windverformung tritt auch an Bäumen in Gebirgen wie an unempfindlichen Schlangenhaut-Kiefern in der Bucht von Kotor am Orjen aufDie Bora prägt die völlig kahlen Inseln Norddalmatiens, was fälschlicher Weise meist dem Menschen als Raubbau an der Natur angelastet wurde.
    Für die Entwaldung wurden Römer und Venezianer verantwortlich gemacht, oder man schob die Schuld auf den Karstcharakter und seine eigentümliche Dynamik. Da oft missinterpretiert, wird hier auf die Interaktion zwischen Landschaftsstruktur und atmosphärischen Geschehen gewiesen. Baumwachstum ist durch die mechanische Schädigung erschwert. Eine naturbedingte Wirkung bei der Versalzung der Böden durch Salzgischt ist ein sekundäre Resultat der Bora. Die Regeneration degradierter Flächen ist unter diesen Bedingungen kaum mehr möglich.

    Für die Seefahrt war die Bora schon immer gefährlich. Der Seegang bei Bora ist zwar kurz, aber er erreicht eine beachtliche Höhe, die Wellenkämme werden dann zu Schaum gepeitscht, zerstäubt und in Dunstwolken (fumarea) fortgerissen. Der Seestaub ist mitunter so dicht, daß der Auslug erschwert ist. Die Höhe des Seegangs bei Borastürmen, wie am 14. November 2004 mit Spitzenböen von 60 m/s, nimmt mit der Entfernung von der Ostküste bedeutend zu. Vor den ersten Anzeichen einer Bora bleiben Seeleuten nur etwa 30 Minuten um einen sicheren Ankerplatz anzulaufen.

    Die Bora bringt Frost und Schneestürme. Vereinzelt kann es selbst an der Küste zu andauernder Schneedecke kommen, wenn, wie im Inneren der Bucht von Kotor, Winde diesen konservieren. Im Winter 1965 vielen zum Beispiel in Risan 93 cm Schnee und 1983 hielt sich hier eine Schneedecke 43 Tage (bei 19 Schneefalltagen).

    Im weiteren wird über die Wirkungen auf Pflanzen und Pflanzengesellschaften durch Bora die Rede sein. Ein ausgeprägter Kontrast, boragen geprägter Küste ist in der Kvarner Bucht und der Bucht von Kotor, zu beobachten. Kälteresistente Arten finden sich beispielsweise an Borahängen des Orjens, arten- und lianenreiche, subtropische Mischwälder, an geschützteren Hängen.

    Zusammenfassend sind die Regelmäßigkeiten in der vertikalen und horizontalen Gliederung der Vegetation im ganzen adriatischen Küstengebiet in allgemeiner Übereinstimmung mit den Klimaverhältnissen, alle natürlichen Unregelmäßigkeiten und Abweichungen der charakteristischen Folge stehen zumeist unter dem Einfluß des ökologischen Faktors der Bora zu sehen und damit unmittelbare Reaktionen der Pflanzendecke.

    Auf die Waldvegetation hat die Bora dabei die geringste Wirkung. Erst in offenen Vegetationstypen greift sie stärker syngenetisch ein. Studien auf der Insel Pag, Biokovo Gebirge und Istrien zeigten eine enge Verbindung von Bora und Vegetation. Biozönosen im Kvarner in der Nordadria, sind durch extreme Winderosion und die äußerst schüttere Bedeckung der Kliffe gekennzeichnet. Zudem sind durch die salzhaltige Gischt halophile endemische Gesellschaften entwickelt.
    Ausgesetzte Lagen werden durch Salzgischt und Vereisung geprägt. Hierauf entwickelte glazio-boreale Biozönosen der mediterranen Inseln zeugen von der Vehemenz des Klimafaktors. Auch in höheren Gebirgsstufen haben die Orkanwinde eine andersartige Pflanzenassoziation, als sie in alpinen Rahmen entwickelt sind, hervorgebracht wie daß vorkommen einer kryomediterranen Stufe auf dem Orjen, mit Vertretern irano-turanischer Dornpolsterformationen, beweist.
    Von winterlichen Stürmen verfrachteter Schnee, ermöglicht im Orjen darüber hinaus auch typische Schneetälchengesellschaft mit kennzeichnenden Geophyten. Sehr exponierte, windausgesetzte Standorte, die in allen Höhenzonen von den herausragenden Gebirgsgipfeln bis hinab zur Meeresküste vorkommen, fördern viele spezifische Pflanzengesellschaften mit auftreten von endemischen Arten wie der Orjen Iris und Krim Pfingstrose im Orjen.

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    Bergwind

    Lokale, von den Bergen in tiefere Gebiete gerichtete Luftströmungen bezeichnet man als Bergwinde. Sie entstehen durch Abfließen von Kaltluft, die sich abends an Berghängen und auf Hochflächen infolge der Ausstrahlung bilden. Der Bergwind, der bis zur Kammhöhe reicht, erfasst im Allgemeinen eine Schicht von 200 bis 500 m Mächtigkeit. Der Gegensatz zum Bergwind ist der Talwind.

    C

    Chinook

    Mit Chinook (kommt von den Chinook-Indianern!) wird der warme Fallwind (Foehn) an der Ostseite der Rocky Mountains in Nordamerika bezeichnet. Der Chinook sorgt im Winter haeufig fuer rasche Schneeschmelzen in den Great Plains. Bisweilen sind in Verbindung mit dem Chinook schon Temperaturanstiege von bis zu 30°C in wenigen Stunden beobachtet worden.

    Corioliskraft

    Ablenkende Kraft der Erddrehung. Durch die Rotation der Erde um ihre eigene Achse entsteht eine (Traegheits-) Kraft, die bewirkt, dass ein Hoch auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn und ein Tief gegen den Uhrzeigersinn umstroemt wird. Auf der Suedhalbkugel erfolgt die Umstroemung genau umgekehrt. Diese Kraft wird nach ihrem Entdecker Corioliskraft genannt (Gaspard Gustave de Coriolis, franzoes. Ingenieur und Physiker, 1792-1843).

    D

    Eisheilige

    Haeufiger Kaelterueckfall ("Singularitaet") in der Zeit vom 12. bis 15. Mai (Pankratius, Servatius, Bonifatius und die Kalte Sophie). Die Ursache ist ein Hoch über Schottland, welches in Mitteleuropa Kaltlufteinbrueche bedingt. Die trockene Luft verursacht insbesondere nachts durch Ausstrahlung tiefe Temperaturen.

    Downburst

    Ein lokaler, abwärts gerichteter Luftstrom unter einer Gewitterwolke, der in 300 ft über dem Boden eine Geschwindigkeit von 3,6 m/s überschreitet (Definition nach T. FUJITA und F. CARACENA). Extrem gefährlich für Flugzeuge im Landeanflug (und auch nach dem Start) wegen plötzlicher Änderungen der Gegenwind- Rückenwind- und Seitenwindkomponenten (Headwind-, Tailwind- und Crosswindkomponenten).
    Tritt i.d.R. bei Gewittern auf und ist ein starker Abwind, der eine gefährliche Böe am Erdboden bzw. in Bodennähe verursacht, die sich konzentrisch nach allen Seiten ausbreitet und das vorhandene Windfeld umkehren kann. Daher sind Böen eine der häufigsten Ursachen von Flugzeugabstürzen im Landeanflug bzw. auch in der Abflugphase. Gewitter mit so starken Abwinden treten in Teilen der USA und in Australien häufig auf, sind aber in Europa sehr selten.

    Die Gefährlichkeit besteht besonders darin, dass die Abwindzone meist nur 1-2km Durchmesser hat und plötzlich, innerhalb von 1-2 Minuten, entsteht. Nähert sich ein Flugzeug im unmittelbaren Landeanflug einer solchen Abwindzone, von der sich Böen konzentrisch nach allen Seiten ausbreiten, nimmt zunächst der Gegenwind zu, das Flugzeug steigt über den Gleitpfad. Durchfliegt das Flugzeug aber das Zentrum des Abwindschlauches, nimmt der Rückenwind plötzlich zu, das Flugzeug unterschreitet die Mindestgeschwindigkeit und stürzt ab, da 50-100m über dem Boden für Gegenmaßnahmen nicht mehr genügend Zeit bleibt. Rund um amerikanische Flugplätze wurden daher zahlreiche Windmesser aufgestellt, deren Daten ein Computer verarbeitet und bei plötzlicher Änderung des Windes entsprechende Warnsignale abgibt.
    Die Geschwindigkeitsänderungen können dabei enorm sein: 240km/h Maximum, zwei Minuten später 150 km/h aus entgegengesetzter Richtung; wenige Kilometer weiter werden zur selben Zeit nur 10 km/h gemessen! Ursache: Feuchte warme Luft steigt in der Gewitterzelle auf und wird rasch abgekühlt, so dass sich Eiskristalle bilden. Ein Gemisch aus Eis, Wasser und kalter Luft sinkt dann mit großer Geschwindigkeit zu Boden

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